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Geht euch das auch so? Der ganze Tag, die Woche bis hin zum ersten und letzten Urlaubstag ist meist komplett durchgetaktet: Wecker stellen zum Aufstehen, alle Personen des Haushalts an ihre Arbeitsstellen bzw. in KiTa/ Schule verteilen, verschiedene Freizeitangebote wahrnehmen, Playdates, Schwimmkurse, Essenspläne organisieren und zwischendrin kochen, saubermachen, einkaufen. Da bleibt meist keine Zeit durchzuatmen. Und wenn man dann abends mal auf der Couch sitzt, beantwortet man noch ein paar WhatsApp-Nachrichten, schaut die neue Lieblingsserie oder scrollt endlos lang durch Social Media.
Einfach mal nichts tun? Also so nichts nichts? Schier unmöglich! Dabei hat - ungelogen - meine Oma schon immer gesagt, dass man sich auch mal langweilen MUSS. Nur dann kommt das Gehirn zur Ruhe, wird nicht ständig mit neuen Eindrücken stimuliert und man bekommt den Kopf wieder frei. Man ist nach der Langeweile also konzentrierter als vorher. Keine Ahnung ob dem wissenschaftlich auch so ist, aber mir kommt es tatsächlich so vor - vor allem rückblickend und wenn ich jetzt mein Kind beim „Langweilen“ beobachte.
Ich erinnere mich wirklich gut, dass mir als Einzelkind öfter mal langweilig war. Schließlich haben Erwachsene nicht rund um die Uhr Zeit für diverse Bespaßungsprogramme. Damals fand ich das doof. Heute aber, kann ich mich auch gut und gern tagelang ganz für mich allein beschäftigen. Ich habe gelernt, mir eine Beschäftigung zu suchen oder einfach mal nichts zu tun. Unabhängig davon, ob andere Personen anwesend sind oder nicht. Dieses Gefühl, dass einem die „Decke auf den Kopf fällt“, das gerade Mamas nach dem ersten Babyjahr haben oder viele Leute die hören, dass ich „nur“ zu Hause bin, kenne ich tatsächlich nicht.
Als ich mit 16 Jahren für knapp elf Monate in den Vereinigten Staaten war, hatte ich schultechnisch dort ein Jahr Erholungspause. Ich habe zwar die elfte Klasse an der High School absolviert, aber das war wirklich keine Herausforderung. Als ich zurückkam und hier mein Abitur gemacht habe, hat sich mein Kopf irgendwie erholt angefühlt. War ich in der 9. und 10. Klasse leistungstechnisch eher Mittelmaß, fielen mit die letzten beiden Abiturjahre plötzlich relativ leicht und ich habe ohne große Anstrengung mein Abitur mit 1,7 geschafft.
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Und heute? Beobachte ich den Zwerg beim Spielen. In letzter Zeit kommt der Dreijährige immer mal an und beschwert sich, dass ihm langweilig ist. Ganz oft ist bei uns nämlich eigentlich was los - jemand kommt zu Besuch, wir fahren irgendwo hin oder es stehen einfach Termine an. Die Tage zwischendrin lasse ich absichtlich ungeplant und wir sind einfach nur zu Hause und spielen. Und gerade dann, wenn der Junior anfängt sich zu langweilen, hat er plötzlich die besten Spielideen. Dann wird zum Beispiel aus Möbelstücken, Pappkartons und Plüschtieren ein Hindernisparcours, den die Legoautos absolvieren müssen.
Klar ist es nicht so einfach anderen zu erzählen, dass man „nichts“ gemacht hat. Nur seinen Gedanken nachgehangen hat. Dem Vogelgezwitscher gelauscht hat. „Nur“ auf dem Kinderzimmerteppich gesessen und beim Spielen zugesehen hat. Aber genau das ist so wichtig: die eigenen Batterien wieder aufladen. Kraft tanken für die nächste Aktion des Tages. Oder den unangenehmen Termin der ansteht. Und was meint ihr, warum einem abends im Bett, auf der Toilette, unter der Dusche oder im Urlaub immer die besten Ideen in den Kopf kommen?
Nun will ja aber nicht jeder einfach nur auf dem Küchenstuhl sitzen und vor sich hin starren. Deshalb hier ein paar Tipps, wie ihr ganz einfach abschalten könnt ohne euch dabei blöd vorzukommen:
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SPAZIEREN GEHEN
Klar, irgendwie ist und war das die Lockdownbeschäftigung schlechthin. Aber geht mal ganz allein spazieren - ohne nebenbei auf Insta zu scrollen, Fotos zu machen, Oma anzurufen oder Musik zu hören. Einfach nur laufen, euren Gedanken nachhängen, die Umgebung betrachten.
MONOTONIE
Auch eine langweilige monotone Arbeit hilft beim Abschalten: Abspülen, Bügeln, Wäsche legen. Hauptsache nichts Anstrengendes.
MEDITATION
Der Klassiker. Ich gebe ehrlich zu, dass das überhaupt nicht meins ist. Dafür fehlt mir bisher einfach die Geduld. Dann denke ich eher daran, was ich in der Zeit hätte alles tun können. Meine Meditation ist, wenn ich mich draussen auf unsere Mauer setze und die Vögel beobachte. Oder Schmetterlinge und Hummeln.
FREIRÄUME
Ganz ganz wichtig, vor allem auch für die Kinder. Nicht jede Stunde des Tages und jeden Tag der Woche durchplanen und mit Aktivitäten vollstopfen. Auch einfach mal nur „sein“ und sich treiben lassen. Mit dem Kind spielen worauf es Lust hat. Ohne Anleitung, ganz nach den Regeln der Zwerge. Machen lassen, erkunden lassen, probieren lassen.
Vielleicht habt ihr ja noch weitere Tipps? Schreibt's uns gern in den Kommentaren.
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